Stadterneuerungsschwerpunkt Leipzig-Grünau
Grünau ist die größte Plattenbausiedlung Leipzigs. Sie entstand zwischen 1976 bis 1987 am westlichen Rand der Stadt. Der Stadtteil besteht aus acht in Plattenbauweise errichteten Wohnkomplexen (WK) mit unterschiedlichem Charakter. Allen Teilen gemeinsam ist der hohe Frei- und Grünflächenanteil und ein stark auch auf Fuß- und Radverkehr ausgelegtes Erschließungssystem.
Dabei war Grünau lange Zeit von Bevölkerungsrückgang, Leerstand und Rückbau geprägt. Erst in den zurückliegenden fünf Jahren gelang es, diese Entwicklung zu stoppen und die Einwohnerzahlen zu stabilisieren.
Von ehemals 85.000 Einwohnern leben heute noch circa 43.600 Einwohner (Stand 2016) in Grünau. Diese Entwicklung beinhaltet für Grünau sowohl Chancen als auch Risiken. Die prognostizierten Bevölkerungszahlen für das Jahr 2030 liegen zwischen 43.200 und 52.000 Einwohner. Dieses Bevölkerungswachstum ist gegenüber dem Wachstum in der Gesamtstadt Leipzig geringer.
Das ist auf ein hohes Durchschnittsalter und somit auf einen zu erwartenden negativen natürlichen Bevölkerungssaldo zurückzuführen. Dem hohen Anteil der über 65-Jährigen steht ein hoher Anteil der unter 18-Jährigen gegenüber. Das erfordert zielgruppenrelevante Infrastrukturen.
Die Zahl der Bewohner mit Migrationshintergrund steigt kontinuierlich und überdurchschnittlich stark, wodurch Integrationsaufgaben an Bedeutung gewinnen.
26. Juni 2020 – Start der 11. Einwohnerbefragung im Rahmen der Intervallstudie Grünau
Es kann endlich losgehen.
Die Corona-Krise hatte einen planmäßigen Start einer Fragebogenerhebung verhindert. Mittlerweile werden die Kontaktbeschränkungen zunehmend gelockert. Nach Rücksprache mit dem Leipziger Gesundheitsamt und den Verantwortlichen für Arbeitssicherheit im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) kann am 26. Juni 2020 mit dem Verteilen der 1.000 Fragebögen in allen Teilen Grünaus begonnen werden. Sie wird bis zum 18. Juli 2020 andauern. Es werden wieder die gleichen Adressen (Straße, Hausnummer, nicht Namen), die auch in den vergangenen Erhebungen eingebunden waren, aufgesucht.
Befragung zum Wohnen und Leben in Grünau
Bereits zum elften Mal werden die Grünauer Bewohner/-innen zum "Wohnen und Leben in Grünau" befragt. Dies läuft so ab, dass geschulte Mitarbeiter/-innen des UFZ an ausgewählten Wohnungstüren klingeln und einen Fragebogen übergeben. Die Mitarbeiter/-innen holen ihn nach einigen Tagen zu einem gemeinsam vereinbarten Termin wieder ab. Die Teilnahme an der Erhebung ist freiwillig. Alle Angaben werden selbstverständlich streng vertraulich behandelt.
Einhaltung der Hygienevorschriften
Die Mitarbeiter/-innen werden sich entsprechend der geltenden Hygienevorschriften verhalten. Insbesondere müssen sie auf das Abstandsgebot von 1,5 Metern achten. Sie werden den Fragebogen in einem Umschlag überreichen. Es wird keine Wohnung betreten. In Absprache mit den jeweiligen Wohnungsunternehmen werden die Bewohner/-innen wenige Tage vor Beginn der Erhebung an den Informationstafeln in den Hauseingängen ein UFZ-Informationsblatt mit Hinweisen zur Bewohnerbefragung vorfinden.
Langzeitstudie seit 1979
Damit die seit 1979 andauernde, einmalige Langzeitstudie eine erfolgreiche Fortsetzung findet, bitten wir die Grünauer/-innen um das Ausfüllen des Fragebogens und damit um die Unterstützung des Vorhabens. Nur sie können genau über die Wohn- und Lebensbedingungen im Stadtteil Auskunft geben. Mit den Befragungsergebnissen werden Entscheidungen seitens der Stadtentwicklung und der vor Ort tätigen Institutionen unterstützt.
Verantwortlich für die Studie ist seit Beginn Frau Prof. Dr. Sigrun Kabisch vom UFZ - Helmholtz-Zentrum.
Stadterneuerung in Grünau
Programm Weiterentwicklung großer Neubaugebiete (StWeng)
Über 30 Millionen Euro öffentlicher Mittel wurden von 1993 bis 2005 eingesetzt - unter anderem zur Stärkung der Zentren, zur Neugestaltung von Grün- und Freiflächen, zur Qualifizierung der sozialen Infrastruktur und zur organisatorischen Unterstützung der Bewohnerschaft.
Landesrückbauprogramm und Stadtumbau Ost
Zur Anpassung des Wohnungsangebotes wurde einerseits Gebäudesubstanz durch die private Wohnungswirtschaft saniert - auf der anderen Seite wurden von 2001 bis 2010 im Rahmen des Landesrückbauprogramms und des Programms Stadtumbau Ost etwa 6.800 Wohnungen abgerissen, die aufgrund der Einwohnerrückgänge leer standen.
Quartierskonzept für die Wohnkomplexe 7 und 8 in Leipzig-Grünau
Das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung erarbeitet seit September 2021 ein Quartierskonzept für die Wohnkomplexe 7 und 8, welches Analysen und Bürger/-innenbeteiligungen sowie ein daraus abgeleitetes Maßnahmenprogramm aus kurz- und langfristigen Vorhaben beinhalten wird.
Programm "Soziale Stadt"
Seit 2005 ist die Großwohnsiedlung Grünau Fördergebiet im Programm "Soziale Stadt".
Stadtteilentwicklungskonzept Grünau 2030
Grünaus Entwicklung war lange Zeit von Bevölkerungsrückgang geprägt. Dies hatte Auswirkungen auf die Quartiersentwicklung, sowohl in Bezug auf die Wohnungswirtschaft, zum Beispiel durch Rückbauten, als auch hinsichtlich der Entwicklung der sozialen Infrastruktur und der Freiflächen.
In vielen Bereichen sind in den letzten zehn Jahren seit Verabschiedung der Entwicklungsstrategie Grünau 2020 deutlich positive Trends zu verzeichnen.
An zahlreichen Stellen wurde die Infrastruktur ergänzt und qualifiziert:
- Sanierung der Ringelnatzschule
- Instandsetzung zahlreicher Spielplätze, zum Beispiel im Schönauer Park
- Sanierung des Heizhauses als Skaterhalle
- Gestaltung der Alten Salzstraße als Fuß- und Radweg
- Sanierung des Caritas-Familienzentrums
Chancen und Herausforderungen heute
Grünau steht heute vor neuen Chancen und Herausforderungen: Der Wohnflächenbedarf in der Gesamtstadt steigt, gleichzeitig differenzieren sich die Mieten aus und die Segregation der Bevölkerung nimmt in der Tendenz zu.
Entsprechend wandeln sich auch die Handlungserfordernisse für den Stadtteil. Nicht Rückbau und Konzentration, sondern Entwicklung in der Fläche und Differenzierung der Quartiere stehen heute im Vordergrund. Parallel muss weiter auf die sich verändernde Bevölkerungszusammensetzung reagiert werden.
Diese neuen Handlungserfordernisse wurden herausgearbeitet und im Stadtteilentwicklungskonzept Leipzig Grünau 2030 (STEK Grünau) fortgeschrieben. Bereits Ende 2014 wurde mit der Erarbeitung des Stadtteilentwicklungskonzept Grünau begonnen. Es ist als Fortschreibung und Zusammenführung der bisher gültigen Planungsdokumente zu verstehen:
- Integriertes Handlungskonzept Fördergebiet Leipzig-Grünau (2004)
- Entwicklungsstrategie Grünau 2020 (2007).
Mit dem Stadtteilentwicklungskonzept Grünau liegt nun ein aktualisierter, Förderprogramm unabhängiger Orientierungsrahmen für fachübergreifendes Handeln im Stadtgebiet vor. Es legt eine strategische Kehrtwende in der Stadtteilentwicklung für Grünau fest, welche nach Jahren abnehmender Bevölkerung und Wohnungs- sowie Infrastrukturrückbau nun wieder mit zunehmender und sich stark ausdifferenzierender Bevölkerung und deren Bedürfnissen umzugehen hat.
Das Stadtteilentwicklungskonzept Grünau 2030 (STEK Grünau) wurde am 16.05.2018 vom Stadtrat Leipzig beschlossen.
Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Leipzig-Grünau 2030 erschienen
Mit dem vorliegenden Integrierten Stadtteilentwicklungskonzept Leipzig-Grünau (STEK Grünau - Download siehe unten) zeigt die Stadt Leipzig nicht nur den besonderen Entwicklungsbedarf in Grünau auf, sondern schlägt auch eine integrierte Maßnahmenstrategie zur nachhaltigen Stabilisierung und Aufwertung des Gebietes vor. Wichtige Schwerpunkte der Entwicklungsstrategie sind hierbei die Bereiche Wohnen, Nachhaltigkeit und Infrastruktur. Die zahlreichen im Konzept verankerten nicht-investiven Maßnahmen sollen dazu beitragen, das soziale Klima in Grünau zu verbessern und damit eine Nachhaltigkeit neuer Investitionen in Grünau sicherzustellen.
Das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept Grünau wird dabei nicht nur als eine Arbeitsgrundlage für die Fördermittelbeantragung oder Verwaltungsarbeit verstanden, sondern soll in seinen Kernaussagen auch für die kooperative Stadtteil- und Quartiersentwicklung genutzt werden. Die anstehenden Prozesse und Maßnahmen sind nur mit den wichtigen Stadtteilakteuren, wie der Wohnungswirtschaft, und den Bewohnern gemeinsam umzusetzen und zu gestalten.